Sonntag, 14. Juli:
Nach einem für unsere bisherigen Erfahrungen kargen Frühstück - nicht einmal Chatchapuri waren da, die Susi so gerne als Mittagssnack mitnimmt - große Besprechung. Die Leitung schlägt vor, anstelle der geplanten Kirchenbesichtigungen und der Weinprobe zum Schwarzen Meer zu fahren. Natürlich sind mal wieder ein paar dagegen. Vielleicht wollte ja gerade der eine oder andere eine Doktorarbeit über die Barakoni-Kirche schreiben. Letzten Endes hat die Mehrzahl gesiegt und alles rennt, um die Badeklamotten zu holen.
Die Fahrt nach Kobuleti ist unterhaltsam. PB referiert über ”Russland und Georgien - die feindlichen Nachbarn”, Marina erzählt einiges über Land und Leute. Z.B. wie Gott den Georgiern dieses Land schenkte, obwohl er es für sich selbst reserviert hatte. Ähnliches erzählt man in Armenien. Oder über die Sprachenvielfalt, die sowieso keiner versteht. Marina bringt manche Sätze dreimal, so dass ich den Verdacht habe, sie würde erst beim dritten Mal verstehen, was sie da sagt. Und da wir uns im Kaukasus befinden, trägt auch Herr Dr. Mattes etwas dazu bei: er erzählt die Sagen von Jason und dem goldenen Vlies und von Prometheus, der von Zeus an einen Felsen im Kaukasus geschmiedet wurde, weil er den Menschen das Feuer gebracht hat. Es ist wie immer sehr unterhaltsam.
Und dann sind wir in Kobuleti am Schwarzen Meer, das ich viel schwärzer in Erinnerung hatte. Ich bin nicht die einzige, die ihren herrlichen Revuekörper nicht in die Fluten schmeißt, aber Susi ist natürlich nicht zu halten und sie ist auch die letzte, die das Wasser verlässt. Wir anderen hüten die Klamotten und genießen die gute Luft.
Nicht vergessen darf sein, dass unser Karli bei jedem Stopp irgendeine ausgefallene Pflanze mitbringt. Das macht diese Reisen so super, weil jeder etwas dazu beiträgt.
Bevor wir in unser Lazarett zurückkehren, besuchen wir noch eine Kirchenanlage und es ist kaum zu glauben, ich weiß nicht mehr, welche. Es war dort viel Trubel, da eine Hochzeit stattfand. Susi ließ sich mit einem dekorierten ich weißnichtwas fotografieren und ich kaufte ihm eine CD ab. Man hatte von dem großen Platz vor der Kathedrale eine wunderbare Sicht auf den unten gelegenen Ort. Vielleicht kann ja Susi helfen, obwohl ich bei ihren Bildern nichts finde. Möglicherweise war der Akku leer, so dass jetzt nur noch die im Kopf installierte Festplatte helfen kann. Ihre ist ja noch nicht so voll wie meine!
Montag, 15. Juli:Heute geht es in den Süden, allmählich in Richtung Armenien. Aber vorher müssen wir noch in Kutaissi unsere Ansichtskarten zur Post bringen, was diesem Ort eine bleibende Erinnerung sichert. Dass man den Parlamentssitz dorthin verlegt hat, um Arbeitsplätze zu schaffen, was ein moderner Monumentalbau zeigt, ist nicht besonders beeindruckend. Mehr schon der schöne Park durch den wir spaziert sind und der Markt mit seinen verführerischen Gerüchen nach Kräutern und Gewürzen. Wenn man das alles sieht, weiß man, dass man BIO auf dem Teller hat. Am Bus zurück hätte ich gerne den großen Brunnen mit den goldenen Tieren fotografieren - Kolchis ist das Land des Goldes - getraute mich aber nicht auf die andere Seite des Platzes, wo das Licht richtig gewesen wäre, um ja nicht zu spät zu sein. Und was passiert: Es vergeht mehr als eine halbe Stunde, als plötzlich Susi angerast kommt und uns die Odyssee mit der Post erzählt. Man hat Marina und einige andere von Pontius bis Pilatus geschickt, niemand wusste, wo die Post ist. Susi hat dieses traurige Postamt samt Briefschlitz fotografiert. In Togo vor 25 Jahren sah das ähnlich aus. Und Marina war sauer, dass uns Tamari nicht erzählt hat, dass es eine Post in Tblissi gibt. Was hätte uns das genutzt?
Der nächste Stopp ist im Naturpark Sataplia, wo noch Dinosaurierspuren zu bewundern sind. Wir wandern durch die Karsthöhlen mit ihren exotischen Stalakmiten und Stalaktiten. Für eine längere Wanderung durch den Park ist leider keine Zeit, da wir noch zum Bordshomi-Kharagauli Nationalpark wollen. Eine weitläufige Berühmtheit ist dort das Bordshomi-Mineralwasser, das seit langem als Heilwasser geschätzt wird und eines der beliebtesten in der SU war. Natürlich müssen wir alle an dem Brunnen unsere Flaschen füllen. Geschäftstüchtig werden am Straßenrand auch leere Plastikflaschen verkauft, sowie sonst alles mögliche und unmögliche, wie eben an allen solchen Orten auf der Welt.