






5. April: Shiraz, die Stadt der Liebe, der Rosen und der Nachtigallen
Shiraz, die Stadt der Liebe, der Rosen und der Nachtigallen.
Die Aussicht aus dem Hotelfenster ist hinterhofmäßig. Aber sonst ist alles in Ordnung. Die Betten zähle ich inzwischen nicht mehr. Aber leider ist hier nur eines, so dass ich den Koffer auf dem Boden auspacken muss. Was heißt hier auspacken. Es gibt zwar ein paar Kleiderbügel, aber kein Fach für Wäsche etc. Nur Koran, Gebetsteppich und Gebetsstein sind da. Und wie überall ein Fernseher, den ich all die Zeit nicht angerührt habe. Was nützen mir persische Schriftzeichen, wenn ich nicht mal entziffern kann, was Herren- und Damentoilette ist. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir einfach warten, wer herauskommt.
Das Essen ist wieder gut. Ich hätte vielleicht für Thomas doch aufschreiben sollen, was so alles geboten wurde. Nur war ich abends immer zu müde und froh, wenn ich ein anständiges Bett hatte.
Das heute ist ein reiner Fußgängertag. Inzwischen haben wir auch Geld und sind alle Millionäre. Für € 50,- gibt es bei Kasims Wechselstube 1,1 Mio Rial und damit kann man eine Menge machen. In Zitadellennähe werden wir ausgeladen und besuchen nun den Hamam , dann den Basar, wo einige gleich ihr Geld ausgeben wollen, und wo uns auch einige Charakterköpfe vor die Linse kommen. Auf einem freien Platz sitzt ein Beduine, der die Tracht trägt, die er zur 2500 Jahrfeier des Schahtums bekam und anschließend behalten durfte. Sich damit fotografieren zu lassen, bringt natürlich immer ein paar Rial ein. Seine Schafe hütet derweil ein Angestellter, wie das überall bei den Beduinen zu sein scheint. Arm ist auch hier nur das letzte Glied der Kette. Große Schafherden sehen wir unterwegs sehr viele und ich frage mich immer, was die wohl fressen in dieser kargen Landschaft.
Hinter dem großen Basar befindet sich eine schöne Medrese , die heute noch in Betrieb ist.
Nach dem Besuch der alten Freitagsmoschee verzehren wir unser Mittagessen in einem schönen Garten. Jedes bisschen Grün ist wohltuend.










Dann geht es zu den Mausoleen von Hafiz und Saadi, die auch von Einheimischen viel besucht werden. Ich genieße das Grün der Gartenanlagen und den Duft der Levkojen. Eine Mädchenklasse tummelt sich dort und ist in nichts von einer deutschen Schulklasse zu unterscheiden. Auf der Fahrt zum Grabmal des Saadi wird festgestellt, dass Thomas Enders fehlt. Irgendwie sind wir alle Schuld daran, da wir die Abfahrtszeit vom Mausoleum spontan um 20 Minuten vorgezogen, aber im Bus nicht mehr durchgezählt haben. Jedoch kein Problem. Nachdem ihm viele Umstehende helfen wollten, er aber erst abwarten musste, ob wir sein Fehlen bemerken und zurückkommen, fuhr er schließlich mit dem Taxi zum Hotel, dort rief man über Handy Kasim an und der beorderte ihn wieder per Taxi zu dem Ort, an dem wir zu Abend essen wollten. Problemloser würde es bei uns auch nicht gehen.
Im übrigen erzählt uns Peter beim Vorlesen von Saadi-Gedichten, dass der Text von einem am Eingang des UNO-Gebäudes geschrieben steht. Ich hab es mir leider nicht notiert und im Internet die Übersetzung nicht herunterladen können.
Die Menschenkinder sind ja alle Brüder
Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder
Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst
So bleibt anderen weder Ruh und Rast
Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt
Verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt
Kasim stammt aus Shiraz und seine Liebe zu dieser Stadt ist unverkennbar. Es ist aber auch eine äußerst freundliche Stadt und es ist zu verstehen, dass Liebende, die es sich leisten können, ihre Hochzeitsreise nach Shiraz machen, um Hafiz, dem Schutzpatron der Liebenden einen Besuch abzustatten. Übrigens ist Hafiz ein großer Freund des Weins, was in vielen seiner Gedichte zum Ausdruck kommt. Vergessen habe ich noch das Heiligtum des schiitischen Heiligen Ali Ibn Hamzeh ganz in der Nähe des Korantores. Es ist wieder eine Menge an Treppen zu steigen, aber der Blick von oben lohnt sich. Leider erinnere ich mich nicht mehr an das Essen in einem traditionellen iranischen Restaurant. Könnte Thomas nicht passieren. Große Sondermeldung: Der verlorene Koffer ist da!!! Wenn der erzählen könnte. Nach all den unzähligen Telefonaten hat schon keiner mehr daran geglaubt. Und endlich hat das Waschen des Unterhöschens mit anschließendem Trocknen mittels Föhn ein Ende. Mit Shirts hatten ähnlich gebaute Mitreisende ausgeholfen.









